Auch früher waren wir bei Heymanns gesellig, aber mehr intern. Im Rechnungswesen wurde ausgiebig gefrühstückt, in manchen Abteilungen eigentlich nur, dann gab es noch die vertraglich festgesetzte Frühstückspause, in denen die Kunden noch so penetrant klingeln konnten, der Telefonhörer blieb einbetoniert auf der Gabel liegen. So entgingen dem Vertrieb dann - wie wir aus berufenem Mund erfuhren - Anrufe, die nach rascher, vernuschelter Namensnennung mit "Und zwar, es geht sich um Folgendes..." begannen wie im Rheinland nicht unüblich - jedoch im Zeitalter der Callcenter schnell lorioteske Züge annahmen.
Jetzt ist alles anders, zum Glück, denn der Konzern aus dem Land der Picknickweltmacht Holland fördert nun abteilungsweite Wandertage.
Also trafen wir uns in Köln-Süd am Bahnsteig 1, setzten uns in die Regionalbahn Richtung Eifel, nachdem ein ernster kurzer Regenschauer unsere Wanderzielentscheidung kurz bestätigte, denn für die Eifel waren sonnige Abschnitte gemeldet.
Recht schnell fanden wir zwei Vierersitzgruppen, wo wir uns wie in der Kirche geschlechterweise platzierten. Die Stimmung war gelöst, denn schließlich war dies "verordnete" Arbeit und bis Nettersheim nahm die Reise ihren geplanten Lauf, auch wenn einigen erste Zweifel beim eiligen Durchfahren unserer eigentlichen Bestimmung Urft (Steinfeld) bekamen. Dass sich das Eifelnest Nettersheim freilich den Luxus eines dualen Bahnsteigsystems leistet, wo Züge je nach Nord- oder Südrichtung räumlich voneinander getrennt abfahren, ahnten wir Städter nicht und waren bass erstaunt, dass die Gegenbahn, die uns kurz nach Ankunft nur eine Station zurückzubefördern hatte, ungerührt an uns Wartenden vorbeifuhr. Das Kartenmaterial reichte aber auch so, um von Nettersheim zum Grünen Pütz zu finden, jener sagenhaften Stelle, wo die Römer in sogenannten Brunnenstuben mit einem ausgeklügelten Wasserschachtsystem filtriertes Wasser aus der guten Vulkaneifel sammelten und in einem sagenhaft berechneten Gefälle über 90 Kilometer zum großen Teil unterirdisch nach Köln leiteten. Dort schwoll der Strom zu 200 Litern in der Sekunde an. Im tiefen Mittelalter, als die römische Verwaltung nicht mehr da war, ging das Wissen verloren, die Bausteine wurden für Ritterburgen verwandt und die unterirdischen Wasserrinnen als Teufelsadern diffamiert.
Dank der von der Brauerei "Bitburger" spendierten Erklärungstafeln konnten wir im Sendungmitdermaus-Tempo uns in römischer Wassertechnik schnell auf den Stand bringen und bewundernde Blicke auf die Reste werfen.
Entlang der alten Wasserleitung ging es dann durch das von der Urft eingeschnittene Tal durch ein wunderbar grüne Landschaft, begleitent von kleinen sonnigen Abschnitten, Urft entgegen. Dort holten wir kurz Luft für den letzten Anstieg zum Kloster Steinfeld, einer mittelalterlichen Gründung, dessen Anlage in seiner fast unberührten Geschlossenheit ein Juwel in der Hocheifel darstellt. Im sanften Schwung führten die letzten 500 Meter auf die Anlage zu. Der prächtige Innenraum

mit wunderbaren Naturornamenten der Gegend bemalt oder in den Sandstein gehauen.
Die Sonne schien prächtig als wir uns zum Gruppenfoto postierten.

Die Einkehr in der nahen Klosterschänke war von heiterer Gelassenheit. Unaufgeregte Eifelköstlichkeiten wetteiferten um die Gaumengunst auf einem reichen Buffet, das wir guten Gewissens nach dreistündiger Wanderung ansteuerten. Klosterbier benetzte unsere trockenden Kehlen. Nach zweistündiger Einkehr lag nur noch ein ins Urfttal zurückführender Weg vor uns, vorbei an der Burg Dalbenden,dem Sitz des Generalstabs im Zweiten Weltkrieg und einer putzigen Mühle mit lauter Anbauten durch das verwinkelte Urft. Dort, wo die Uhren noch anders gehen, wurden die Kartoffelkäferlarven noch von Hand von den Kartoffelpflanzen abgelesen.
Klimabilanzakzeptabel fuhren wir mit der Bahn von Urft zurück ins Rheinland. Für mich persönlich einer der schönsten Arbeitstage meiner Zeit bei Heymanns, respektive Wolters Kluwer. Körperlich und geistig gestärkt sehen wir mit Gelassenheit den kommenden Aufgaben entgegen, die wir in unseren Arbeitszellen zum Wohle unseres Unternehmens verrichten, oder?
P.S.
Weitere Bilder unseres schönen Ausfluges sind herzlich willkommen und können gerne an mich zugesandt werden.
PP.S.
Übrigens, aktuell sieht das Wetter in der Gegend so aus.