Donnerstag, 25. Oktober 2007

Brasilien ist Weltmeister... im Tippkick


Seit Ende der Herbstferien lag Ippendorf im WM-Fieber. In einer einstündigen Auslosezeremonie wurden die teilnehmenden Mannschaften der Deutschen Märchen-WM neu zugelost und zu neuen Hammergruppen vereint. E., L. K. und ich spielten dann in 5-minütigen Spielen den neuen Weltmeister aus.

Nach 63 zum Teil hochdramatischen Spielen, die während der Afterschoolchillhour ausgetragen wurden, traten die brasilianischen Zuckerhutkicker (von K. bespielt) und die Gauchos aus Argentinien gegeneinander an. Brasilien hatte im Viertelfinale die deutsche Märchentruppe im Elferschießen erledigt und zuletzt in einem lastsecond-Sieg dem Iran seine Finalteilnahme verwehrt. Argentinien hatte sich in der Gruppenphase gerade mal mit 4 Punkten für die KO-Runde qualifiziert, aber dann im Halbfinale die bis dahin beste Mannschaft aus Serbienmontenegro mit 2-1 bezwungen.

Die Hände vom mittäglichen Abspülen waren noch nicht trocken, als Brasilien und Argentinien nach Verklingen der Hymne die Schußbeine kreuzten.

Nervöser Beginn
Es war das berüchtigte Abtasten zweier Spitzenmannschaften, die auf dem nach mehrwöchiger intensiver Bearbeitung des Geläufs auch ihr technisches Geschick auf dem ramponierten Filz nicht ganz ausspielen konnten. Aber durch einen versprungenen Aufsetzer gelang Mitte der ersten Hälfte den Argentiniern das 1-0. Wer glaubte, dass nun etwas Sicherheit ins Spiel der Blauweißen kommen würde, sah sich enttäuscht. Kurz vor Halbzeitende glich Brasilien untypisch kühl und schnörkellos aus, 1-1, alles wieder offen.

Feinmechanik gegen Wackel-Olli
Es folgte der Seitenwechsel, der insoweit relevant ist, als damit auch ein Torwarttausch verbunden ist. Argentinien hatte die erste Hälfte mit dem Profikeeper bestritten, ein echtes Instrument der Tippkickfeinmechanik. Ein Keeper ohne die präzisionshindernde Druckknopftechnik, die für den harten Spielbetrieb kaum geeignet erscheint, weil die Schüsse im modernen Zeigefingerfußball nur mit einem starr aufgehängten Goalie verlässlich weggeschaufelt werden können. Aber ein solcher Profi-Turek haben wir nur einmal, so dass die Argentinier die zweite Hälfte mit Wackelolli bestreiten musste.

Brasiliens Angriffswalze
Mit dem Unentschieden entfachte Brasilien nach Wiederanpfiff einen wahren Angriffswirbel. Aus allen Positionen hagelten Schüsse auf Olli, Latte, Pfosten oder der zur Abwehr aufgestellte Kicker verhinderten den Führungstreffer. Mit einer letzten vergebenen Serie von drei freistehenden Torversuchen endete die reguläre Spielzeit.

Psychologie des 11-Meterschießens
Auch beim Tippkick hat der Torwart keine theoretische Chance einen platzierten Ball zu halten. Letztlich mussten die Finger-Nerven entscheiden. Die ersten Treffer gelangen noch klaglos, dann verschoss Argentinien, Brasilien netzte ein, vergab aber den folgenden Elfmeter. Beim Stande von 6-6 versagte den wiederum beginnenden Argentiniern zum zweiten Mal die Nerven. Brasilien hatte nun die Chance auf Entscheidung vom Punkt. Die Duellanten standen sich gegenüber, der Chirugenkeeper zitterte auf der Linie hin und her, Brasilien zauderte am Punkt, dann fiel der Schuss und schlug flach rechts ein, das Netz bauschte sich ein letztes Mal, die Kugel lag still. Jubel, Extase, die Copacabana bebte, Umarmung zwischen den beiden südamerikanischen Ausnahmekönnern und ein langer Nachmittag ausgelassener WM-Freude.

Und nun? Wahrscheinlich spielen wir die Frauen-WM nach, mal sehen, also "stay tuned".

Für die echten Fans noch einmal die erste Halbzeit mit beiden Toren. Es geht bierernst zu! Die schlechte Bildqualität ist zu entschuldigen. War früher bei UEFA-Cup-Übertragungen aus den Ostblockstadien von Banik Ostrau oder Schtor Donesk auch nicht besser...


Technik: Palm Treo 680, An der Kamera L. Fr.