Wir vor einem Jahr bei der Fußballeuropameisterschaft behielt Spanien am Ende die Oberhand. Im Innenhof der Salzburg, zwischen trutzigen Türmen und in Angesicht der im 19. Jahrhundert entstandenen Bonifatiuskapelle hallten die Rhythmen Iberiens, Gitarren, Flamenco, sinfonische Klänge und ein Querschnitt aus Carmen in den Sommerhimmel.
Das der Familie von und zu Guttenberg gehörende Anwesen war prächtig angestrahlt. Mal glutrot, wie im Feuerschein, mal kühl in Blau leuchteten die Steinfassaden. Eine Bühne, die für ein großes Sinfonieorchester Platz und besten Blick auf die Künstler bot.
Das Wetter hielt, nachdem ein Regenschauer zu Beginn des Abends noch Schlimmeres befürchten ließ. Der dramatische Himmel kontrastierte zu den Emotionen der Musik und den gewaltigen Wallungen, die Carmen aufwarf. Dass unsere Schwägerin I. in dem eigens gegründeten Projektchor mitsang, lies uns doppelt mitfiebern. Bei Carmen wurden die Szenen der verführerischen Zigeunerin unter den Soldaten ungewollt mit den stampfenden Beats der Jugend, die am Fuße der Burg ihren üblichen Lustbarkeiten nachging, untermalt.
Ein grandioser Abend. Nur der Applaus fiel zunächst verhaltener aus, weil die kulinarische Grundausstattung der Rhön zugunsten der Paella und des Rioja fehlten: Bratwurst und Bier. Aber am Ende hallte ein vielstimmiges Olé aus dem Publikum und die Salzburg lag mitten in Spanien.