Freitag, 10. Juli 2015

Caffè San Marcos kurze Blüte

1914 eröffnet, erfreut sich dieses Café noch immer einer weitgehend originalen Inneneinrichtung. Aber die Blütezeit der Literaten war kurz, denn mit dem Kriegseintritt Italiens 1915 wurde das Caffè von pro-österreichischen Kräften der alten Donaumonarchiestadt Trieste verwüstet und fiel in einen langen Dornröschenschlaf. Erst 1997 erwachte es zu neuem Leben, die alte Einrichtung war geblieben und so konnten wir auf den eindrucksvollen Tresen schauen auf der eine »Bezzera« von 1901 thronte. Die Bedienung dieser Espressomaschine setzt noch heute große Kunstfertigkeit voraus. Welch eine Ort am Rande einer viel befahrenen Magistrale, die heute gesichtslos geworden ist.

Im Inneren hat man eine kleine Buchhandlung angesiedelt und ein kleiner Nebenraum bietet Möglichkeit zu Lesungen. Selten sah ich einen Ort, an dem die Zeit so stehen geblieben war. Selbst die Schachspiele schienen noch aus dem Original-Inventar zu stammen. Hatte James Jocye die Figuren noch berührt? Wir wissen es nicht, würden uns aber auch nicht wundern, wenn es so wäre.