Sonntag, 30. Mai 2021

Weil uns das Umherstreifen gefällt, wiederholen wir es Tags darauf



Diesmal begleiten uns die Eltern in Oberdollendorf. Dort zeigt uns ein stolz ein Malermeister sein renoviertes Fachwerkhaus und erleben den lebensfreudigen Menschenschlag der Region. 


Am Mühlenbach geht es nun hinan zur Klosterruine Heisterbach. Wie einladend, dass der Flaneur immer wieder Gelegenheit hat, die Landschaft eingehend zu betrachten.



Angekommen! Mama erinnert sich gleich an die Sage des Mönchs von Heisterbach. 

Der Mönch von Heisterbach.


     Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort;
Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach
Und forscht dabei in Gottes heil’gem Wort.

     Er liest, was Petrus, der Apostel, sprach:
„Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr’,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag,“ –
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.


     Und er verliert sich zweifelnd in den Wald;
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht; –
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.

     Im Lauf erreichet er den Garten schnell;
Ein Unbekannter öffnet ihm das Thor.
Er stutzt, – doch sieh, schon glänzt die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heil’ger Chor.

     Nach seinem Stuhle eilend, tritt er ein, –
Doch wunderbar – ein Andrer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reih’n –,
Nur Unbekannte findet er am Ort.

     Der Staunende wird angestaunt ringsum;
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr;
Er sagt’s – dann murmelt man durch’s Heiligthum:
Dreihundert Jahre hieß so Niemand mehr.“

     „Der Letzte dieses Namens,“ tönt es dann,
„Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
Man gab den Namen Keinem mehr fortan!“
Er hört das Wort; es überläuft ihn kalt.

     Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr;
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand;
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ist’s, der drei Jahrhunderte verschwand.

     Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar;
Er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht,
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schaar:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit.

     Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar –
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach!
Ich weiß: ihm ist ein Tag wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.




Wir lassen uns verzaubern von diesem Ort, an dem die Apsis noch steht und die Umrisse der Klosterkirche in den Boden eingelassen sind.




Wir wandeln über Streuobstwiesen und stärken uns unter den Bedingungen der Pandemie mit einer Eis am Weingut Sülz. 



Es sind doch diese kleinen Freuden, die das Leben lebenswert machen und die Heimat funkeln lässt.