Zu den üblichen Wasserquerungen von Wasserstraßen gehören Fähren und Brücken. Mit viel Aufwand werden auch andere technische Lösungen realisiert, etwa Dreh- oder Hochbrücken, die es auch großen Schiffen erlauben, ungehindert passieren zu können.
Der „alte Elbtunnel“ sollte die Ströme von Arbeitern ohne Beeinträchtigung des Schiffsverkehr durch ständig kreuzende Fähren unter der Elbe an die Docks bringen. Das wurde zu vorletzten Jahrhundertwende nach einem schlanken Etscheidungsprozess ästhetisch realisiert und so schwer die Arbeit im Hafen auch gewesen sein mag, man versuchte alles, die beiden Zugangsportale mit herrlichen Mosaiken zu schmücken mit im Tunnel feingearbeiteten Tunnelgeschöpfen für Abwechslung beim Gang durch die Röhre zu sorgen und den Nutzern auf dem Weg zur und von der Arbeit etwas mitzugeben.
Als die junge Bundesrepublik sich anschickte, künstliche Wasserstraßen zu bauen, dachte man auch in Rendsburg am Nord-/Ostsee-Kanal an schnelle Unterfahrten mit dem Kraftfahrzeug, ein Fußgängertunnel wurde später realisiert. Er geriet so sachlich, wie vieles in der jungen Demokratie, Bruch mit altem, desinfizierte Ästhetik, eine Röhre in schlichter Kacheloptik und der damals längsten Rolltreppe Europas. Auch die Eingangsportale verschwanden in einer vom Zweckmäßigkeitsgedanken dominierten Siedlung.
Es ist unsere zweite Querung auf K1ms und meinem Weg von der Ostsee nach Hamburg, der ein Weg der Querungen werden sollte.
Am Morgen beginnen wir unser Fahrt auf grünen Nebenwegen und erreichen die Schlei und bald an der Engstelle die Lindaunisbrücke, einer Eisenbahnklappbrücke, die von Schienen- und Straßenverkehr gemeinsam genutzt wird. Ein wunderbares Relikt aus dem Jahr 1927, technisch anspruchsvoll und schön anzusehen, inzwischen glücklicherweise denkmalgeschützt. Die Strecke darf von allen Verkehrsteilnehmern nur mit behutsamer Geschwindigkeit befahren werden, weswegen ein Konkurrenzbauwerk an der Ostseite entstehen soll, das eine schnellere Fahrt erlauben soll, aber derzeit zum Glück an technischen Problemen, Baukostensteigerungen etc. leidet und hoffen lässt, dass die alte Brücke ihren 100. Geburtstag in Funktion erleben wird oder am Ende niemals ersetzt wird.
Es ist ein erster Höhepunkt unserer Radtour, die am Morgen um 6 an unserem Urlaubsdomizil in Nieby beginnt.
Der Himmel grau, werden wir von einem milden Westwind sanft Richtung Süden geschoben, in den Höfen regt sich noch wenig Leben. Die schön asphaltierten Nebenwege haben wir im Laufe der Woche liebgewonnen. Auch die Orte, Pommerby, Bobeck, Schwackendorf, Stutebüll. Dann kommen wir in Schleinähe, Neuland für uns, blicken kurz nach Faulück auf den ruhigen Strom in der Morgenregengischt. Weite Wiesen, Höfe, im gehörigen Abstand die Straße. Abfahrt nach Lindaunis, da taucht schon die stehengebliebene Baustelle des neuen Brückenbauwerks auf, grün schimmernd das Eisenfachwerk der alten Brücke, die sich auf eine Spur verengt und per Ampelschaltung nur eine Richtung freigibt. Gleich wächst die Sehnsucht, hier auch einmal mit dem Zug anzukommen, einer Strecke, die Kiel und Flensburg vermutlich aufs malerischste verbindet.
Südlich der Schlei wechselt der Baustil, so als habe das Gewässer Völkergruppen unterschiedlich entwickeln lassen.
Mein Offizierssohn erklärt mir, dass selbst heute im Falle eines Angriffs der Dänen, die Schlei ein echtes, schwer zu überwindendes militärisches Hindernis darstelle.
Nur wenig Besiedlung, die Fältungen der Landschaft werden großzügiger, Weiden und Wälder dominieren, wir erreichen Rieseby, Norby, dann lange nichts, d.h. aber auch, wir sehen nicht einmal die Spur einer Backstube, irgendetwas, was mich nach dem Dauernieselregen wärmen könnte. Meine Jacke klebt am Arm wie eine zweite Haut.
Kosel ist der erste größere Ort, aber hier dominieren dann wiederum die Einkaufszentren mit ihren durchmechanisierten Backautomaten, nichts was mich mit dem Wunsch nach Aufenthaltsqualität ansprechen könnte.
Nun wird es wieder gebirgiger, Weiden, Wälder, malerisch liegt der Ort Hütten in einer Senke mit Gütern und Teich, der Weg windet sich, verlässt unwillkürlich die Kreisstraße und in schneller Fahrt erreichen wir Bisensee.
Dann endet der Naturpark, wir erreiche Büdelsdorf, das mir zum Beginn der Mobilfunkzeit durch die Telefongesellschaft mobilcom zum Begriff wurde, setzen uns in der Peripherie vor dem Nachbarort Rendsburg in einen kleinen Bäcker, lauschen den örtlichen Smoog der Einheimischen und stärken uns bei Milchhörnchen und Kaffee.
In Rendsburg springt dessen militärische Funktion als südliche Feste des dänischen Reichs gleich ins Auge. Angelegte Plätze und Wallanlagen zeugen von der Vergangenheit. Durch das heutige Stadtgebiet verläuft der Nord-/Ostsee-Kanal, den wir nach zweiminütiger Abwärtsfahrt auf der ehemalig längsten europäischen Rolltreppe hinunter in die Tunnelröhre, einminütiger Durchfahrt und wiederum zweiminütigen Auffahrt durchqueren.
Es dauert eine Weile auf öden langen Straßen bis wir den Naturpark Aukrug erreichen. In Heinkerborstel werden wir auf langsam spielende Kinder hingewiesen, was ja in hektischen Zeiten hoffen lässt, das nicht eine weitere Generation „Ich-sprinte-durch-mein-Leben“ heranwächst.
Ich genieße die Fahrt durch endlose Alleen, ab und zu zeigt sich die Sonne und fast scheint es, als gehe die Landschaft kurz vor Bad Bramstedt aus und münde in ein Megametropolgebiet um Hamburg, als wir östlich an Quickborn vorbeifahren.
Was in Spanien übrigens der Toro de Osborne ist, ist in diesem Landstrich der Toro de Heinkenborstel, der hier – zufällig oder nicht – manchen Stallfirst zu krönen schien.
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Dann, immer weiter durchs Grüne Richtung Ziel.
Doch dann besinnt sich die Gegend und plustert sich zwischen Tangsted und Halstenbek nocheinmal richtig auf, ehe wir uns unweigerlich der 2-Millionen-Metropole nähern und Kurs auf Groß Flottbeck nehmen und unser Ziel in Hamburg erreichen.
Dann, immer weiter durchs Grüne Richtung Ziel.
Doch dann besinnt sich die Gegend und plustert sich zwischen Tangsted und Halstenbek nocheinmal richtig auf, ehe wir uns unweigerlich der 2-Millionen-Metropole nähern und Kurs auf Groß Flottbeck nehmen und unser Ziel in Hamburg erreichen.
Hamburg wiederum ist ein Eldorado für Freunde der Wasserquerungen, mehr Brücken als Venedig und darunter richtig schöne in allen denkbaren technischen Varianten. Ja, das wäre ein eigenes Kapitel wert.
Vom tiefsten Grün des Nordens in das Getriebe einer Hansestadt dieser Größe ist ein wunderbarer Kontrast und sozusagen eine Querung über viele Stimmungen, Landschaften und Lebensformen hinweg auf einer gemeinsamen Fahrt mit meinem ältesten Sohn, was für ein wunderbares Erlebnis.