Der Rursee in der Eifel wird auch als Amazonas bezeichnet. Er mäandert sich pittoresk durch viele enge Täler und ist mitten im Nationalpark Eifel mit einem Mikroklima versehen, das einen wahlweise ans Mittelmeer oder in die Alpen katapultiert.
Wir starten im idyllischen Ort Heimbach und wandern entlang des Staubeckens, sehen also die große Talsperre garnicht. Es wird sicher die Ouvertüre sein zu einer Wanderserie, mit der wir den Amazonas erschließen. Bald treffen wir auf ein schönes Jugendstilgebäude, das einst das größte Wasserkraftwerk Europas war. Die durch einen unterirdischen Stollen getriebene Urft fällt über 200 m tief auf Turbinen und erzeugt bis heute Strom für die Region. Eine Kathedrale der Technik.
Auf der anderen Seite des Staubeckens geht es zurück und bevor wir in den Berg einsteigen machen wir Rast in einem idyllischen Eifelgasthaus. Dann geht es durch den seit 2004 sich selbst überlassenen Wald in Richtung Kloster Maria Wald.
Ein echter Höhepunkt: Hier öffnet sich der Blick in Richtung der Kölner Bucht, und eingebettet in eine kleine Senke liegt das Kloster. Den Hang, von dem wir zu ihm herabsteigen ist seit dem Krieg ein Soldatenfriedhof, der an die schweren Kämpfe zwischen Alliierten und deutschen Soldaten im letzten Kriegsjahr erinnert. Hier verlief die Frontlinie. Eine schöne Anlage, die sicher die Opfer auf allen Seiten mit einschließt.
Das Kloster selbst hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Im 2. Weltkrieg wurden die Brüder zwangsrekrutiert oder vertrieben, die Klosteranlage als Gefechtsstand missbraucht und erst dank Initiativen auch aus der Bevölkerung nach dem Krieg zu neuem Leben erweckt. Es bleibt ein Treffpunkt für Menschen, die spirituellen Halt und Einkehr suchen, seit es 2018 geschlossen ist, weil die Zahl der Mönche unter die Mindestzahl 12 sank.
Nun geht es durch Wald, bald in Serpentinen bergab, durch eins der vielen Bachtäler wieder zurück Richtung Heimbach. Freizeitsuchende, die Erholung auf, im oder am Wasser suchen, bevölkern den munteren Ort, der von einer Burg gekrönt ist.
Welch ein Juwel in unmittelbarer Nachbarschaft und zugleich eine Region, der sich die kriegerische Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt und Spuren zeigt.