Die Mosel in allen Windungen erkunden, von Trier nach Koblenz, war schon immer einer meiner Wunschträume.
Am letzten Januarwochenende starte ich früh vom Trierer Hauptbahnhof, verlasse die Stadt durch das Hafengebiet und erreiche Kenn.
Das Moseltal in seiner ganzen Pracht liegt vor mir, eine episch erscheine Traumlandschaft, gesäumt von Weinbergen, Äckern Siedlungen und einer überwältigenden Natur.
Ich habe den Fahrtag mit Bedacht gewählt, ein starker Wind aus Südwesten im Rücken soll mich auf meinem Weg nach Koblenz unterstützen. Den Wind bekomme ich später in den vielen Flusswindungen zu spüren, aber meistens trägt er mich mit Macht zum Ziel.
Der Beginn ist beschaulich. Oft verläuft die Route auf der 1962 eingestellten Trasse der rechten Moselbahn, die einst Trier mit Bullay verband, erkennbar an stillgelegten Bahnhöfen, wie der in Trittenheim, und inzwischen andere Nutzungen erfahren.
Zuweilen durchfahre ich Orte mit noch immer intakter Geschäftsstruktur und Ausstattungen aus den 1960er Jahren, wie das alte Schreibwaren- und Wollgeschäft in Dhron .
Ich begegne wenig Menschen an diesem doch eher trüben Tag. Zuweilen begleitet mich ein Frachtschiff mit unüberhörbarem Dieselmotor, das mal vor, mal hinter mir liegt und im steten Stakkato vorwärts tuckert.
Die Weinlagen mit ihren prägnanten Bezeichnungen wecken Vorfreude auf den Genuss.
Nie hätte ich gedacht, dass sich die vielen Moselortschaften so individuell und lebendig präsentieren.
Es ist Mittag und ich erreiche Bernkastel. Diese wunderschöne Fachwerkidylle mit Brunnen erscheint wie eine Theaterkulisse.
Heute liegt das Zentrum still da, der Fremdenverkehr ist noch nicht erwacht. Vor knapp neun Jahren feierten wir hier die Goldene Hochzeit der Eltern.
Gegen die Moselhochbrücke in Ürzig habe ich seinerzeit protestiert, doch meine Gegenstimme in einer Onlinepetition hat nichts bewirkt. 😌 Naja, der giftige fallout auf der Wiese spricht Bände…🔵☢️🤢🤭😂
An der rechten Moselseite geht es weiter, auf einer wunderschönen ausgebauten Fahrradroute, schaue ich mit etwas Wehmut auf die andere Seite nach Kröv, das beschäftigt und bei Glockengeläut mich so vertraut grüsst. An der Moselschleife in Wolf blicke ich bereits auf die Höhen von Traben-Trarbach, wo ich mich im einzigen Imbiss, beim Döner-Sultan stärke. Ich darf dort essen, weil ich geimpft bin. Er, der Sultan, bereits fünfmal, das geht offenbar in der Türkei. Ich frage nicht, ob er die Impfdosen gleich am Stück bekommen hat. Der Corona-Supermann macht auch einen Superdöner. Nicht ganz Halbzeit.
Die Strecke windet sich und ich erreiche die Ruine des Kloster Stuben (unser Titelbild). Es ist der Höhepunkt der heutigen Fahrt. Gegenüber vom Bremm auf einer Halbinsel liegt die Ruine des Bauwerks, wie eine Erinnerung an Zeiten, als der Glaube die Menschen antrieb, sich zur Ehre Gottes zusammenschlossen und aus der Kraft des Gebetes heraus die Region kultivierten.
Diese Routenvariante wird mir zugleich zum kleinen Verhängnis. Auf vielleicht 1,5 km ist der Radweg durch das kürzliche Hochwasser verschlammt. Mit dem Rad gibt es kein Fortkommen, aber ich bin schon zu weit, um zur Brücke in Neef zurückzukehren und trage meinen Rad durch schweres Geläuf. Mehrfach löse ich das Vorderrad, dass sich wegen des festsitzende Lehms nicht mehr drehen möchte. Naja, wer sein Rad liebt, der…😊
Schließlich erreiche ich in Senheim die Brücke. Keine Experimente, jetzt nur noch offizielle Wege!
Nun wird es dunkel. Noch gut 60 km liegen vor mir. Doch nun trägt mich eine Radstrecke in exzellenten Zustand und der Wind Richtung Koblenz.
Beilstein auf der rechten Seite erscheint als schöne Erinnerung ich sause durch Cochem, meine Lupine leuchtet die Dunkelheit und Hase und Igel aus den Weg aus und ich bedaure nur, dass ich nun so wenig sehen kann.
Colapause bei Aral in Lof mit meinem gezeichneten Rad, das ich in der Helligkeit noch einmal inspiziere. Die Autowäsche hat schon zu, einmal Dampfstrahlen auch für mich wäre prima.
Auch gegen Ende nimmt der Weg noch schöne Abzweigungen oberhalb des Bahndamms, noch immer hervorragend ausgestattet und vorbildlich beschildert.
In Winningen Moselweisheiten, in Güls quere ich über die Eisenbahnbrücke die Mosel, ein letzter Bogen, ich bin in Koblenz, steige in den Regionalexpress, der 40 Minuten auf der Strecke steht und mir Gelegenheit gibt, dankbar auf mein treuen, etwas schmutzigen Gefährten zu schauen. Der bekommt am Sonntag ein gepflegtes Wannenbad.