Kurz vor der Landtagswahl habe ich mich in einem Leserbrief für die grüne Verkehrspolitik eingesetzt. Der »Generalanzeiger« hat dann die Wahl einfach ein wenig abgewartet und zwei Wochen später veröffentlicht.
Es ist mutig, dass die grüne Bürgermeisterin die überfällige Verkehrswende beherzt anpackt. Dass dies auf Widerstand derjenigen trifft, die sich auf großzügig subventionierten Einwohnerparkplätzen breitgemacht haben, die ihre Wege zur Arbeit oft als Einzelfahrer in überdimensionierten Automobilen unternehmen und für sich in Anspruch zu nehmen scheinen, jeden innerstädtischen Ort mit motorisiertem Individualverkehr ansteuern zu können, ist nach jahrzehntelanger einseitiger Verkehrspolitik nicht verwunderlich. Ihr Aufschrei ist Ausdruck einer Unfähigkeit, im Kopf umzuparken.
Die Schritte, die die Stadtführung wählt, sind in Wirklichkeit noch nicht radikal genug. Hohe Spritpreise, Verknappung der Parkplätze und angekündigte Engpässe verhindern nicht, dass die eingeschlagenen Wege immer und immer wieder zunehmen. Die tägliche Ohnmacht im Stau vor dem Koblenzer Tor wird Tag für Tag in Kauf genommen, weil Alternativen nicht einmal erwogen werden. Längst gibt es andere Formen, um von A nach B zu kommen. Es schüfe Raum für diejenigen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind, Handwerker, Lieferanten, Droschkenfahrer, Busfahrer.
Schon jetzt lässt sich auch ohne ausgebaute Radwege die Stadt gut befahren, Mieträder und -roller finden sich über die Stadt verteilt, der breit gefächerte Personennahverkehr reicht in alle Stadtteile und das Umland.
Der Oberbürgermeisterin ist zu wünschen, dass sie sich von den einseitigen Interessen der Kraftfahrer nicht einschüchtern lässt und die Stadt den Bürgern aus der Geiselhaft der Kraftfahrer wieder zurückgegeben wird. Die dauerhafte Sperrung der Abfahrt zur Reuterstraße, die die Stadt brutal zerschnitten hat, könnte ein erster Schritt sein, die unter Dauerfeuer stehenden Quartiere zu befrieden. Die Seilbahn zum Venusberg wird viele Verkehrswege entlasten und ein ikonischer Anziehungspunkt für ein modernes Bonn sein.