Am heißesten Tag des Jahres starte ich früh, quere den Rhein, Blick auf das erwachende Siebengebirge und erreiche bald Hennef. Ich gehöre zu den ersten Kunden beim Bäcker.
Kurz folge ich noch der Sieg, dann schwenke ich ins Bröltal. Hier ist es kühl und hinter dem Rücken von Bödingen, das knapp eine Woche zuvor unser Ziel war, geht es einsam weiter.
Weitere Bachtäler folgen und entlang des Waldbrölbachs erreiche ich Ruppichteroth, passiere einige Mühlen. In Wildberg liegt ein Aldi am Wegrand, Gelegenheit mich mit kühlen und frischen Proviant zu versorgen.
Nun geht es steil voran, so steil dass ich das Fahrrad schieben muss. Bald treffe ich auf die Trasse der stillgelegten Eisenbahn von Olpe nach Freudenberg. Herrlich asphaltiert gleite ich dahin, der 300 m lange Eisenbahntunnel ist eine willkommene Abkühlung bei den tropischen Temperaturen.
Uff, das tut gut…
Ich erreiche Freudenberg, dieses geplante Fachwerkwunder. Jetzt zu so früher Stunde ist noch keine Menschenseele unterwegs, aber man ahnt wie faszinierend der Gang durch diese Planlandschaft ist.
Kurz vor Siegen raste ich in einer Kaffeerösterei. Die Menschen genießen die Freiheit der sommerlichen Tage.
Das obere Siegtal ist ein Traum. Kleine Dörfer, schön herausgeputzt, reihen sich wie an der Perlenschnur an der kleinen Ader.
In Nenkersdorf kühle ich in ihr meine heißen Füße.
Bis zu ihrer Quelle wäre es nicht mehr weit, aber ich halte mich Richtung Osten und steige durch kahle Berge stattdessen zur Lahnquelle.
Ein schöner Gasthof markiert die Stelle in einem schattigen Hain. Menschen, die den Aufstieg nicht gescheut haben, erfrischen sich. Nun geht es in rasanter Fahrt nach Bad Laasphe. Wieder Pause beim Bäcker.
Ich erreiche das weite Lahntal, kürze über einen Berg eine Schleife ab und lande nach einer schnellen Abfahrt genau am Portal der Elisabethkirche, der Wirkungsstätte der Heiligen Elisabeth. Die Kirche leuchtet und erscheint wie aus Sandstein geschnitzt.
Ihre Grabstätte wird gerade aufwändig restauriert, aber ich darf durch die Baustellentür an den Goldenen Schrein. Ich bin bewegt, denn es war das Hauptziel meiner heutigen Radfahrt.
Nun folge ich der Lahn, der Weg verläuft nicht immer unmittelbar an ihrem Ufer aber durch die Ebene an vielen kleinen Ortschaften vorbei. Ach ja, viele schöne Fachwerkhäuser, liebevoll hergerichtet, Stühle und Tische stehen draußen, es ist Sommer.
Vor Gießen verliere ich mich ein wenig, ich hätte schöner fahren können, dann folge ich den Flüsschen bis Wetzlar.
Hier bleibt keine Zeit mehr, die Altstadt zu besuchen. Aber der Plan steht fest, mit dem Lahntal vom Rhein her zu nähern und diese Fahrt dann hier für einen längeren Besuch enden zu lassen.
Ich sitze im Zug nach 212 km und 1.932 Höhenmetern.
Ich fahre kurzweilig zurück und genieße das 9-Euro-Ticket-Publikum, das von sommerlichen Vergnügungen an ihre Orte an der Sieg zurückkehrt.
Um 22:45 Uhr erreiche ich Beuel und nun trennt mich nur noch eine kurze Radfahrt von meinem Bett.