Donnerstag, 27. September 2007

Der Beginn einer Trainerlegende













Gefeiert und gefeuert ist die Bandbreite, in der Fußballtrainer ihren Job versehen. Nur klein ist die Gilde der Startrainer, die mit tausendundeinenachthohen Gehältern mit auf dem Rücken verschränkten Armen den Trab-, Lauf- und Ballspieleinheiten zusehen und anschließend armrudernd einem multinationalen Spielerkader die schnittmusterartigen Laufwege näherzubringen.

Oft bleiben diese Bem
ühungen ohne Erfolg, wie beim Ersteneffzehköln seit fast dreißig Jahren, aber bisweilen gelingt es Nobodies aus der Provinz mit einer staunen machenden Siegesserie verschlafen Klubs aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Werner Lorant zum Beispiel war bekannt dafür als Spieler keinen Ball, dafür aber jedes Schienbein zu treffen, bändigte aber als Trainer die Münchner Löwen ein paar Jahre, ehe er sich mit dem ähnlich bärbeißigen Vereinspatron überwarf. Aber auch diese Karriere begannen irgendwo in der Provinz bei Eintracht Adelsried oder Borussia Sprockhövel. Nun stand ich an einem herbstlich bedeckten Tag auf einem Sportplatz in Bad Neustadt an der Rhön und schaute meinem Schwager beim Training der Knaben-D-Mannschaft zu.

Ein buntes Stimmengewirr von 11-jährigen, durchschnitten von scharfen Ermahnungen gegen die sich ungeordnet bewegende Schar. Erst langsam trat ein wenig Ordnung ein und bildeten sich Gruppen, denen Trainingsübungen vermittelt werden konnten. Mein Schwager R. mitten im Getümmel überragte den Pulk des wuseligen Haufens und deutete, gestikulierend mit vernehmbarer Stimme in verschiedene Richtung und ließ den Ball endlich rollen.

Nun fehlte nicht mehr viel, sich ihn in der brodelnden Kulisse einer Champuionsleaguearena vorzustellen, wo er sicher nicht weniger engagiert Kaká die spielentscheidende Geste zugeworfen hätte. Hier waren es aber Dimitrij, Alexei, Jakob oder Luis, die unter begleitender Anfeuerung die Lederkugel aufs lange Eck zirkelten.
Aber man spürte gleich, dass sich hier ein junger Trainer die Erfahrungen für anspruchsvolle Trainings- und genau kalkulierte Mannschaftsansprachen holt. Hier ein Wort für einen verletzt an Boden liegenden Spieler, dort eine disziplinarische Maßnahme.
















Am Abend wurden die Trainingserkenntnisse in einer ehrfürchtig machenden Trainingsmappe aufgenommen. Da kam fußballwissenschaftliches Trainerflair auf und gerne hätte ich mich als zuarbeitender Assistent angedient, der - wie man in der vom Bezahlfernsehübertragungen genau eingefangen sehen kann - in seinem Auftrag der brasilanischen Sturmperle im perfekt portugiesisch zugeraunten "Força" das Startsignal zu einem unnachahmlichen Sturmlauf gäbe, der dan in den spielentscheidenden Treffer mündete. Doch bis dahin wird vom Nochbambinitrainer die Kärrnerarbeit bei Windundwetter auf nicht überdachten Trainerbänken am Rande eines Dorfsportplatzes geleistet. Egal, was kommen mag, auch wenn mein lieber Schwager dereinst irgendeine vom "Kicker" gespendete Goldananas für den besten Newcomertrainer entgegennimmt. Alles begann im Herbst 2007 mit ehrlicher Arbeit inmitten eines Rasenplatzes in einer multinationalen Gruppe und großen Gesten. Also genauso wie bei Arsenal, Real oder Juventus.