Einer unserer Geschäftspartner ludt zum Stadionbesuch nach Müngersdorf. Unglaublich, erstmals im Anzug im Fußballrund, zwei Stunden vor dem Spiel in der Businesslounge, einer edlen möblierten Ess- und Trinketage mit Stadionzugang. Reservierte Plätze, aufmerksame Hostessen, die uns erst einmal per Bändchen zur VIP-Kaste zugehörig erklärten und dann ging die Fanmännervollversirgung mit Kölsch und deftigen Häppchen los.
Die Architektur der Ballsportkollosseen ist in erwartungsvoller Stimmung und der Geräuschkulisse anschwellender Fangesänge besonders eindrucksvoll. So gestärkt ging es durch einen kleinen Tunnel auf die Tribüne, wo weinrote Fauteuils auf uns warteten. Das Stadion bebte unter der FC-Hymne, aber das war bereits das letzte Beben, denn es folgte ein mattes Spiel der Geißböcke, in der es gerade einmal 2½ Schüsschen zu beklatschen gab, bei einem verdienten Treffer der Gäste aus Dortmund.
Im Anschluss lüftete sich das Geheimnis der anhaltenden Kölner Misere. Trotz Niederlage beste Stimmung in der Sponsorenmensa, wo alternde Kölschrockanführer, Outdoorausstattungsunternehmer, Solarsonnenkönige und FC-Altinternationale bei bester Nachspielstimmung ein Kölsch nach dem anderen zischten und wonnevoll auf die Schwarzweißfotos zurückliegender Erfolge blickten. 
Das Flutlicht war bereits erloschen, als der Blick sich auf das nächste schwere Auswärtsspiel richtete, das man stattdessen gwinnen wolle. Die Hoffnung stirbt zuletzt und nach acht Kölsch war die Niederlage schon wieder zum Sieg getrunken. Ich riss mein VIP-Bändchen mit FC-Stickerei vom Handgelenk, denn morgen würde es mich nüchtern daran erinnern, das in Köln nur die Stimmung stimmt, bis zum Anpfiff und manchmal auch nach 90 Minuten, in jedem Fall aber bereits nach dem vierten Kölsch. Und deswegen werden wir nie mehr Deutscher Meister, Prost!