Dienstag, 21. April 2015

Tatortreiniger an die Kammerspiele


Ich staunte nicht schlecht: Nach wenigen Szenen des Faust bei der Premiere in den Godesberger Kammerspielen wurde deutlich, dass am Ende des Abends vor allem einer auf seine Kosten kommen würde: Der Tatortreiniger.

Drei Stunden lang irrte ein existenziell verzweifelter Faust auf der Bühne und zerstörte dabei so weit den klassischen Stoff, dass am Ende des frei angeordneten und auszugsweise ausgewählten Textes, mit umgangssprachlichen Einsprengseln garniert, der bereits röchelnde Doktor matt auf die Bretter sank. Immerhin wurde die eigenwillige Interpretation bis zum Ende konsequent durchgehalten: Der Protagonist richtete sich selbst. So konnte nun der Tatortreiniger in Aktion treten. Er hatte am Ende Einiges zu beseitigen. Ein Schlachtfeld, auf dem bei allem schauspielerischen Engagement und Aufwandes nur ein Torso von Form und Inhalt übrig blieb.

Es war, als wolle die »Generation iPod« dem Theaterpublikum  im Text-Zufallsmodus mit einem klassischen Stück vertraut machen, sich dabei einer überlebten Formensprache bedienend. Schade, den Schauspielern war anzusehen, dass – hätte man sie gelassen – sie mehr aus dem Stück hätten machen können.