Freitag, 23. Juni 2017

Der Pfleger und sein Jun(c)ker



Ich wünsche es jedem alten und kranken Menschen, dass er bis zum Tod liebevoll gepflegt und begleitet wird. Prominente Senioren können darauf setzen, dass sich auch im hohen Alter Gefährten finden, die den Weg gemeinsam mit ihnen gehen. Die wahren Absichten, die hinter dieser »Aufopferung« stehen, werden oft erst später sichtbar.

Nach dem Tod des früheren Kanzlers Kohl wiederholt sich, was wir schon beim Verscheiden des anderen Kanzlers Brandt beobachten konnten und sein Sohn Matthias anlässlich der autobiografischen Buchveröffentlichung »Raumpatrouille« aus dem Leben seiner Eltern nach der Scheidung seines Vaters von der ersten Ehefrau Rut wissen ließ. Die neuen und letzten Partner übernehmen das Kommando, kappen Familienbeziehungen und bestimmen das Bild des Abschiedes in ihrer Weise, bishin zur Festlegung von seltsamen Formen des Abschiednehmens. So werden dann in den letzten Lebensjahren die Leistungen der Verstorbenen getrübt oder verhängt.

Das Leben des »Kanzlers der Einheit« vollendet sich nun in einer nichtstaatlichen Zeremonie in einer französischen Grenzstadt unter der Fantasieflagge eines Gebildes. Es mag der letzte, aber von der pflegenden Ehefrau bestimmte Wille des Verstorbenen gewesen sein, den späten Ehemann seiner Familie, seinem Staat und deren Repräsentanten und seinen kritischen Parteifreunden zu entziehen. Der alte Kumpel Juncker war willfährig genug, diese krude Verabschiedung europäisch durchzusetzen und sie künstlich zu überhöhen.

Dem jetzt Verstorbenen wünsche ich nun endlich die verdiente Ruhe und finde, dass zumindest Konrad Adenauer es besser hinbekommen hat. Aber die Kölschen verstanden immer schon, in jeder Lebenslage besser zu feiern...