Sonntag, 14. Oktober 2018

Aller Anfang ist nass und kein Telefon mehr. Etappe 16 León-Villavante



Der Bus vom Madrider Flughafen fuhr durch die Nacht, erreichte das sommermilde León um 4.30 Uhr, aber nur die Clubs und keine Kaffee-Bar hatte geöffnet. Wir gingen zur Kathedrale und verliessen auf geschwungenen Wegen an allen Sehenswürdigkeiten vorbei die Stadt, überquerten den Fluss und gingen dann in eine unwirtliche Industrievorstadt, wo uns die Ratten auf der Straße unwillig anblickten. Inzwischen setzte Nieselregen ein und als wir in Virgen de Camino, die ebenfalls menschenleere Hauptstraße durchschritten, öffnete sich mit einem Male ein Stahlrolladen, Licht wurde angeknipst und im Nu machte der Barrista sein Geschäft betriebsbereit.

Wir bestellten Kaffee, Tee und Gebäck und bald schlief ich am Tisch sitzend ein. Eine Stunde verbrachten wir in der wirtlichen Stube und ein paar andere verkrachte Nachtcaminowanderer betraten das Lokal.

Als wir nach draußen traten, hatte es merklich abgekühlt, der Nieselregen hielt an, bald verliessen wir den Ort und der Weg bog nach links in eine schöne Heidelandschaft. Ich fühlte mich eins mit dem Camino. Noch immer waren ein paar komplizierte Straßenkreuzungen zu überwinden, aber dann war es eigentlich schon fast jakobsweggerecht. Eine erste Bekanntschaft, Priscilla aus Neuseeland, der Regen nahm zu. Mein Telefon verstaute ich in einer regensicheren Tasche, denn der Pilger von Heute ist ohne Telefon und die dort enthaltenen Informationen nichts.

Die Landschaft flach, weit und breit keine geöffnete Bar, der Regen heftig und dann doch in den Regenwolken ein Hinweisschild auf eine Bar. Von Außen unbelebt, stauten sich im Innern die Nässe und die Pilger. Welch eine Erleichterung. Auf dem Boden Wasserlachen, in meiner regensicheren Tasche leider auch, denn der Reißverschluss war ein Spalt offengeblieben und hatte mein Telefon unter Wasser gesetzt. Ein letztes Aufflackern des Displays, dann hauchte mein treuer Begleiter aus vier Jahren sein Leben aus.

Aufwärmen unserer Seelen, muntere Schar, unter anderem Dave aus Neuseeland, erste lustige Fotos der Pilger unter bunten Regenschutz.

Schließlich weiter, gerade Wege, Dorf, endlose Straße, Kreuzung, endloser Schotter, 32 km, Villavante, nette Herberge, Auftaktetappe gemeistert.

Noch mutete alles unwirklich an, aber schließlich abendlich gemeinsames Pilgermenü und muntere Unterhaltung mit der etwas exaltierten Französin Blandine, die in der Nacht vor angeblichen Bettwanzen flüchtete.

Erschöpfung, mittelguter Schlaf.

Fazit des Tages: Wieviel Zeit gewinnt man ohne Telefon? Mal sehen...