Der Radweg auf der Vennbahn gehört zu den Wundern des Hohen Venns. Einst für die Entwicklung der Region von großer Bedeutung verbindet der geteerte Weg auf der alten Trasse, Deutschland, Belgien und Luxembourg.
Ein Teil unseres Weges nach Eupen führt über diese alte Route, in der die noch verbliebenen Schienenstränge endgültig überwachsen scheinen. Ein metallenes Geräusch schreckt uns auf, als wir auf dem Asphaltband der früheren Vennbahn dahinglitten. Eine doppelte Draisine mit einer munteren Schar junger Belgier in Flipflops überholt uns von Pedalkraft angetrieben als der Schienenweg leicht abschüssig wird und sie mit flatternden T-Shirts an uns vorbeiziehen.
Am Morgen brechen wir zu Dritt zur verabredeten Tour zum höchsten Punkt Belgiens auf. Die Anfahrt nach Belgien kann man moderat gestalten, nördlich vorbei an den Eifelhöhen, um auf flachen Wirtschaftswegen durch unzählige Straßendörfer ans Venn zu gelangen.
In Nideggen am Marktplatz hat die Bäckerei schon offen, Stühle und Tische stehen einladend draussen, die Bedienung serviert Kaffee und Rosinenbrötchen, munteres Treiben im glutroten Steinidyll.
Wir stürzen hinab vom Burgfried, um uns sogleich hinan auf die Höhe von Schmidt zu wenden, die Windräder fächeln uns Luft zu, weiter hinauf, kurzzeitig im Windschatten eines Treckers und plötzlich hinauf auf die Vennbahntrasse.
Wir fliegen der belgischen Grenze entgegen, urplötzlich ändert sich die Beschilderung,
wir biegen in eine unscheinbare Straße, die sich als kilometerlange Abfahrt durch schönste Vennwälder entpuppt.
Wir erreichen Eupen, noch verschlossene Jahrmarktbuden zeugen von beginnendem Leben, die Innenstadt, munter belebt vor Bäckereien und Schlachtern, Menschen im Café. Im Schatten einer Kirche Rast und Gruppenfoto.
Durch den Wald hinauf Richtung Botrange, der höchsten Erhebung Belgiens. Die letzten 8 Kilometer mit moderater Steigung in brüllender Hitze, Rast an einer Bäckerei, wo uns nur das gekühlte Wasser, nicht aber die kunstvollen Törtchen interessieren.
Wir erreichen den Signal de Botrange, schönster Vennblick, der Berg zu preußischer Zeit noch 692 m hoch, zu belgischer Zeit wegen der Bezugnahme auf einen anderen Pegel auf 694 m angewachsen und schließlich von einem General mittels einer Treppe auf 700 m angehoben.
Klar den Mt. Everest werde ich nie besteigen, aber mal auf irgendwas Höchstem von irgendeinem Land gewesen zu sein, ist was. Diesmal nur ein paar Stufen erklimmen und fertig!
Abfahrt nach Sourbrodt, in einer kleinen Frittenbude sind nicht die Pommes die Verheißung, sondern das alkoholfreie Leffe, dessen nicht alkoholischer Geschmack frei von verpflichtenden Reinheitsgeboten mit Vanille angepinselt wird.
Wirkt wie der Miraculixsche Zaubertrunk. Und ersteinmal abwärts gehts weiter durchs Venn und da endlich, die Vennbahn wieder. Glücksgefühle und dann die Begegnung mit der Draisine. Aus einem alten belgischen Salonwagen am Bahnhof Küchelscheid Belgischerwaffelduft. Hmhmmmm, lecker.
Nun geht es auf und ab, wie ein unordentliches begrüntes Laken mit all seinen Falten liegt der Weg vor uns, hier und da, ein Weiler, dort ein Windradfarm, hier ein langer bewaldeter Aufstieg, die Temperaturen steigen, bei mir vor allem in den Schuhen. Kurze Verschnaufpausen im Schatten, Einkehr bei Lidl, wo die verbliebenen gekühlten Getränke noch auf dem schattige Kundenparkplatz verzehrt werden.
Hinter Weiler am Berg, der Ort macht seinem Namen Ehre und spendiert noch eine drittletzte saftige Steigung, erblicken wir erstmals wieder das Siebengebirge.
Längere Abfahrten wechseln mit kurzen Anstiegen, die Eifel präsentiert sich nun heiß gemangelt und glatt. In Rheinbach stehen wir erstmal wieder vor einer Schranke, erhalten die Meldung von der Führung der Portugiesen gegen die deutsche Elf bei der Fußballeuropameisterschaft, aber bereits in Lüftelberg fällt für uns akustisch der Ausgleich und als wir das Zuhause erreichen, steht es 4-1 für Deutschland.
Das Bier schmeckt, ausgestreckt auf dem Rasen daheim schon kurze Zeit später, bald glüht der Grill, die Würstchen brutzeln und Th3a spendiert Kartoffeln und Nudeln. 230 Kilometer und über 2.000 Höhenmeter werden kulinarisch verarbeitet, die schönsten Momente zurückgerufen und wir schließen mit der Erkenntnis, dass auch Flipflops gewaltige sportliche Leistungen erbringen. Sollen wir umsteigen?