Los geht’s bei Regen. So schön die Gaststube des Zoiglwirts ist, nun müssen wir raus, entlang der traurigen Hauptstraße mit vielen Leerständen, durchs Mauseloch unter der Eisenbahnbrücke, vorbei an einem im Kalten Krieg aufgestellten Betonpfeiler, der den Russen den Vormarsch in den Westen verwehren sollte.
An der ruhigen Waldnaab verlassen wir bald die Stadt, über einen hübschen Uferweg und Wiesen, lediglich überspannt von den Pfeilern einer Autobahnbrücke und dann einen langen, ebenen Schotterpfad.
Auf und ab hier und da, mal den Flusslauf über die Höhen abkürzend, erklimmen wir behutsam die Altstadt von Neustadt an der Waldnaab.
Die Stadt ist vor einiger Zeit hübsch renoviert worden, kann sich aber noch nicht der Blechlawinen erwehren, die unentwegt in beiden Richtungen durch die City pulsen.
Ein engagierte Messner zeigt uns die prachtvolle Pfarrkirche St. Georg, die er wunderschön für Christi Himmelfahrt herrichtet. Es ist rührend, er erklärt uns jedes Standbild, jedes Deckengemälde, er lebt seit 29 Jahren in dieser Kirche.
Kulinarische Stärkung beim Dorfmetzger und der italienischen Eisdiele, deren Stühle 1 cm von der Blechpulsader stehen.
Nun stehen 11 km Anstieg an, mehr oder weniger. Schon bald öffnet sich der Blick und wir sehen die vanillegelben Doppeltürme aus Weiden in der Oberpfalz.
Herrliche Landschaft mit Getreidefeldern und einer Waldschenkung Karls des Großen, die noch heute gilt.
Selbst das kleinste Dorf Bayerns wird erneuert und erhält schnelles Internet, neue Telefonkabel und einen nagelneuen Straßenbelag. Das dauert, aber die Menschen grüßen fröhlich vom Gartenzaun.
Unser Ziel für heute heißt Oberhöll. Uns erwartet ein Ferienheim, das insbesondere vor der Maueröffnung in den 1960er Jahren ersehntes Ziel der Berliner war. Zweckmäßig wie eine Jugendherberge, werden wir mit einem kleinen Hinweisschild zu unserem Schlüssel auf einer Fensterbank gelotst.
Nun sind wir mittendrin im Goldsteig, die Begeisterung für die Schönheit kennt keine Grenzen.