Dienstag, 16. Oktober 2018

Astorga nach Foncebadón. Dem Camino fast aufs Dach gestiegen. Etappe 18




Der Morgen begann vielversprechend. Der Weg aus der Stadt bescherte uns noch einmal einen Blick auf die Kathedrale, ehe er sich bergab auf die Ebene zuschwenkte

An einer kleinen Kirche am Wegesrand, wurde dem Gekreuzigten gedacht. »Ecce Homo«, der erste wirklich spirituelle Halt. Bald darauf die erste Kaffeebar seit unserem Start. Dann, bei nebeligem Wetter stetig weiter, auf angenehmen Schotterpfaden. Lernten Anni aus Hamburg kennen. In Santa Catalina de Somoza kehrten wir in der zweiten Bar des Ortes ein, wo ein spielsüchtiges Barristapaar das gerade eingenommene Geld gleich wieder in den Glücksspielautomat schob und nachlässig die Getränke bereitete.

Lange parallel zur Straße, stetig und einfach. In Rabanal, einem recht pittoresken Dorf und Hotspot Einkehr in einem netten Innenhof. Stießen auf Terry und Tess, zwei amerikanische Freundinnen, die den Camino sportlich mit kleinem Gepäck bewältigten und die wir in den nächsten Etappen meist mittags wiedertrafen.

Gestärkt gingen wir Richtung Cruz de Ferro weiter. Inzwischen hatte sich die Sonne durchgesetzt und die Landschaft lag als wunderbare Kulisse vor uns. Foncebadón ist eigentlich ein Westerndorf unterhalb des Gipfels, vor Jahren verlassen und wegen seiner Kraftlinien von jungen Menschen wiederentdeckt. Man sieht auf dem Bild genau, wo der Western anfängt, nämlich da wo der Asphalt aufhört. Ein Ort, der vibrierte, deswegen wunderte es uns nicht, dass auch die Herberge unter Dauerbeschallung stand. Naja, irgendwann fand ich die Fernbedienung. So ist das heute mit den Kraftlinien.

Herrlicher Sonnenuntergang, Einkehr in einer Bar, Paella und Bekanntschaft mit dem Profi-Pilger Pieter aus Tilburg/Niederlande, der muntere Pilgerphilosophien verbreitete und Elizabeth, zweites von sieben Kindern aus Iowa auf der Sinnsuche im Kraftdorf.

Erschöpft ins Bett, trotz der Kraftlinien. Morgen Cruz de Ferro, das Dach des Camino.

Motto des Tages: Kraftlinien vertreiben Kopfschmerzen nicht so gut wie Paracetamol.