Mittwoch, 17. Oktober 2018

Cruz de Ferro. Foncebadón nach Ponferrada. Botschaften, stumme Nachtigallen und eine Templerburg. Tag 19.




Als wir am Morgen in unserer vibrierenden Herberge erwachten, sahen wir aus dem Fenster in der Ferne Astorga blinken. Über uns die Milchstraße. Sternklarer Morgen und noch in der Dunkelheit gen Gipfel. Die Pilgerschar erkannte man an den den Weg hinaufmäandrierenden Stirnlampen. Dave begleitete uns und erzählte von seinem Job in London als Paramedic. Dann standen wir fast genau zum Sonnenaufgang an einem Steinhaufen, der seit 1.000 Jahren von Pilgern aufgeschichtet wird und von enem auf einem Baumstamm befindlichen Cruz de Ferro gekrönt wird. Tausende Botschaften auf Steinen, laminierten Zetteln oder mit Edding an den Stamm gekritzelt. Ein Bitte ein Bit -Aufkleber war ebenfalls vertreten.

Das sagenhafte Kreuz hatten wir uns gewaltiger vorgestellt, der über 1.000 Jahre alte Steinberg war schon irgendwie beeindruckend, aber so richtig wollte der Funke bei mir nicht rüberspringen.

Abstieg durch das Nachtigallental, deren Bewohner aber stumm blieben. Dafür trafen wir Tom und Juri, zwei muntere Israelis, die gen Tal purzelten. Eine Weile blieben wir zwar auf der Höhe, aber dann senkte sich der Weg hinab zum Ort Manjarin, der aus gerade einem Bewohner, einem selbsternannten Tempelritter, bestand und unter den Klängen gregorianischer Gesänge aus der Konserve in sein uriges Reich einlud. Wir erreichten El Acebo, einem Schweizer Bergdorf par excellence, so schien es. Willkommene Rast und wieder dabei unser niederländische Profipilger Pieter.

Es folgte ein langer Abstieg nach Molinaseca. Zwischendrin eine Pause an einem Baum. Die vorbeiziehenden Pilger hatten wir zum größten Teil irgendwo schon gesehen, so etwa Joschi aus Japan, der in einer Bar auf der Blockflöte aufgespielt hatte oder Juri aus Budapest, einem feinen, gläubigen Ungarn, mit dem wir in in einer früheren Herberge ins Gespräch gekommen waren.

In Molinaseca kehrten wir ein, machten die Bekanntschaft mit Hugo aus Luzern und seiner chinesischen Partnerin Wai. Pilger können manchmal auch sehr förmlich seinAuf Nebenwegen nach Ponferrada, klangvoller Name für die Tempelritterburgstadt, bogen zur kirchlichen Herberge, in der sich ein breites Völkergemisch sammelte. Pragmatische Zimmervergabe, Besichtigung der Templerburg, in der wir uns beinah verirrten und vergebliche Suche nach einem Esslokal zur frühen Stunde.

So landeten wir wieder in der Eingangshalle der Kirchenherberge, wo viele Nationen und Aromen auch beim Essen zusammenkamen und wir schließlich bei Anni aus Hamburg, Julie aus Bordeaux und Roy aus Israel hängenblieben und mitaßen. Pilgerleben.

Fazit des Tages: Ponferrada sucht nach dem Verbot der Tempelritter nach einer Identität.