Montag, 22. Oktober 2018

Ein herrlicher Morgen, eine verrückte Stadt, Pilgerödnis und ein Himmelbett. Von Barbadelo nach Gonzar. 24. Etappe.



In den Privatgemächern schlief sich gut, doch das morgendliche Herbergsfrühstück vereinte alle wieder an einem Ort. Schnell waren die Tische besetzt, der unermüdliche René trotzte allen Schmerzen und lag erstaunlicherweise immer noch mit uns gleichauf. Hugo schaute vorbei und gab das Tagesziel aus, entschuldigte Wai, Lindal verzehrte munter Kekse und zwei Extraportionen Kaffee, dann war jeder individuell startbereit.

Der Weg  verlief auf gleichmäßiger Höhe durch gut gepflegte Dörfer mit einladenden Herbergen und überbordenen Souvenierständen.

Wir begegneten Schwester Oberin aus La Faba wieder, die am Wiesenrand stand und die taubenetzten Spinnennetze betrachte. Durch Alleen ging es weiter, in A Brea lockte eine schlichte Bar zur ersten Einkehr. Die Sonne schien. Schließlich standen wir oberhalb von Portomarín, einer Stadt, die man an das Hochufer versetzt hatte, um einem Stausee Platz zu schaffen.

Als wir auf abenteuerlichen Pfad hinabstiegen, sahen wir eine gewaltige Brücke zum anderen Ufer, Reste einer alten römischen Brücke und die Grundmauern früherer Gebäude waren sichtbar, so niedrig stand der Stausee. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert hatte man Stein für Stein an zentraler Stelle des neuen Orts wieder errichtet, ansonsten war es eine Stadt nach den Vorstellungen der 1950er Jahre. Ich war gespannt.

Aber zunächst trafen wie - wieder einmal - Dave mit seiner Freundin, die er in Sarria erwartet hatte. Umarmung, diesmal zum letzten Mal. Buen camino, lieber Freund!

Nachdem wir eine gewaltige Treppenanlage erklommen hatten und intuitiv die Auffahrt zur Plaza Maior fanden, schritten wir auf die burgartige Kirche zu, die geschlossen war und trafen in einer Bar, Hugo, Wai und Lindal als treuen Pilgertrupp wieder. Sie waren im Aufbruch, wir kamen und so war auch dies ein Abschied.

Herrliche Rast, Bekanntschaft mit einem Bankautomaten, denn wir unterhaltsamerweise einmal auf Deutsch einstellten und aus dem Lachen nicht mehr rauskamen.

Der Aufstieg aus Portomarín zum nächsten Ort ging durch ein schönes Wäldchen und mündete dann in eine echte Pilgerödnis. An einer schnurgeraden Straßen passierten wir eine verlassene Keramikfabrik, eine stinkende Hühnerfarm, ansonsten passierte nichts.Selbst die bisweilen auftauchenden Orte bestanden aus reinen Bauernhöfen. Die Beine waren schon schwer als das Ortsschild von Gonzar auftauchte, doch dauerte es weitere zwei Kilometer bis der Ort erschien. Die private Herberge jedoch war ein reines Juwel. In einem traditionellen Steinhaus bezogen wir ein Doppelzimmer mit einem riesigen Fenster direkt zum Himmel und mit Blick auf ein der Gasse. Eine große Treppe führte ins Kaminzimmer und im Innenhof polterten weiterer Pilger hinein. Das Abendessen am Abend ein Genuss, die Flasche Wein, die wir uns teilten eine gute Grundlage für eine traumlose Nacht.

Fazit des Tages: Manchmal ist dem Himmel sogar im Liegen nah.