Dienstag, 30. Juni 2009

Abschied


Sicher war es auf der Insel, auf der U. und W. viele glückliche Wochen verbracht hatten genauso heiß gewesen, wie am Tage des Abschieds von ihm. Die kleine Dorfkirche von Baerl, auf mittelalterlichen Fundamenten gebaut, spendete wohltuenden Schatten und nahm die Trauergemeinde auf. Die Urne und ein Bild von W., freudig tatkräftig blicktend, standen vor dem Altar. Freundliche Gestecke eines niederländischen Geschäftsfreund stiftete Hoffnung. Ein Männerchor hatte in der Apsis Aufstellung genommen.
Der Pastor, mit zum Pferdeschwanz zusammengebundenen Haar stützte sich auf Bibelworte, in die er seine an U. gerichtete Worte einbettete. Der Chor umrahmte die Gebete, die für den Verstorbenen gesprochen wurden.

Das Beispiel christlicher Nächstenliebe hatte U. selbst in Monaten intensiver Betreuung für W. gegeben. Zuletzt hatte sie ihre Tätigkeit aufgegeben, um ihren Mann zu betreuen und zu begleiten.
So war es aus unserer Sicht naheliegend an das Hohelied der Liebe zu denken, das nicht selten im Hochgefühl des Glücks bei der Hochzeit Verwendung findet, dessen theologisch verborgene Größe aber auch in einem Moment unfassbarer Trauer liegt.
Am Ende der Begräbnisfeier nahm U. aufrecht, tapfer das Tongefäß mit dem verbrannten Leib und trug es bis zum Grab.

Die meisten Trauernden hatten den Friedhof schon verlassen, als im Schatten der Bäume am Eingang der Blick zurück ging. Der Pastor gab jedem seinen Segen auf den Weg, U. nahm W.s Bild unter den Arm, im Innern der Kirche wurden die Kerzen gelöscht und in der Ferne ragte der Kühlturm der Stahlwerke vom anderen Rheinufer hinüber.
W. ruht in Frieden und konnte gehen, geliebt von seiner Frau und geborgen in Gottes unendlicher Liebe.

"Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke."
Wir sind stumm und traurig, über den Tod von U.s geliebten Ehemann Willi.
Wir wollen in der Stunde dieses irdischen Abschieds von ihm für ihn beten.

Herr, unser Gott, erhöre uns!

"Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte;
wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts."

Auch wir kennen nicht den Tag oder die Stunde unseres Todes. Aber wir können Kranke und Leidende auf ihrem schweren Weg begleiten.
Lieber Gott, vergilt U., was sie für ihren Mann getan hat, in Gedanken, Worten und Werken.

Herr, unser Gott, erhöre uns!

"Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts."

Viele glückliche Jahre, gemeinsame Erlebnisse und Freuden und ein gemeinsam getragener Lebensweg haben die Liebe der Beiden zueinander größer werden lassen.
Schenke U. den Glauben, dass ihr gemeinsames Band über den Tod hinaus hält.
Herr, unser Gott, erhöre uns!

"Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach."

Viele Menschen haben U. und Willi begleitet. Wir beten für Willis Familie, seine Geschwister und seine Kinder, für U.s Familie, für die Freunde, für Ärzte und Schwestern.
Herr hilf uns, beim Tod eines Menschen auch das, was uns trennt, zu überwinden.

Herr, unser Gott, erhöre uns!

Lass von diesem Tag Gutes ausgehen für U., für die Familien, für die Freunde.

"So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
Am größten aber unter ihnen ist die Liebe."

AMEN