Freitag, 22. Mai 2020

Venn schon, denn schon



Die Eifel ist ein eigentümlicher Landstrich. Zwischen Harzheim und Eiserfey traf ich auf diese – ja wie soll man sagen – Einrichtung. Dieser bunte Luftlampion, an einem heiteren Vatertag, der lustig neben Dünger durch die Luft schwang, krönte diesen schwerelosen Tag mit einem Ausflug ins Hohe Venn mit dem Rad. 



Es waren 5°C als ich um 5 startete – noch schlaftrunken – um auf bekannten Wegen meinen Weg in in den Westen zu suchen. 




Die Sonne ging auf, Bodennebel verzauberte die satten Wiesen. Auf Wirtschaftswegen umfuhr ich Euskirchen und Zülpich und fand mich am Christihimmelfahrtstag zur Laudes am passenden Kreuz. 





Nach oben o Wanderer richte den Sinn
das Kreuz zeigt dir den Weg dahin

Das war am Rande von Sinzenich und hier wo alle Orte auf -nich zu enden scheinen, war es wunderschön. Kleine Straßen, große Höfe, Felder. 

Ich erreiche Nideggen, eine hübsche Sandsteinstadt, wie aus dem Bilderbuch und einer gewaltigen Burgruine. Auf großem Kopfsteinpflaster stieg ich hinan. 




Ab Nideggen präsentiert sich die Eifel, wie man sie als Radler fürchtet oder schätzt. Lange steile Abfahrten, Abstiege oder gar gefürchteten endlosen Rampen auf eine Höhe, die man sogleich wieder in die Tiefe verlässt...





Hinter den Ort Schmidt hatte ich aber die Höhen des Venns erklommen, ein Rastplatz, Luft zum Innehalten auch dank der Riesenfächer nebenan. Ich öffnete meine Verpflegungstasche am Fahrradrahmen. 





Nun endeten die Orte auf -rath und hinter Witzerath grüßte schon keck ein Schild mit 14% Steigung. Aber oben abgekommen, schönste Vennlandschaft. Kernkompetenz besteht hier in der Pflege und Gestaltung von Hecken in allen Spielarten, die als Sicht- und Windschutz vermutlich vorzügliche Dienste leisten. 





Mein Weg führte mich zu einem weiteren Höhepunkt: Dem Vennbahnweg. Wenn das Schicksal stillgelegter Tassen einen solchen Ausgang nimmt, dann kann die Bahn gerne mit gutem Vorbild vorangehen und statt maroder Züge einfach mal ein paar ihrer schlecht ausgelastetem Verbindungen überteeren. 


Ich habe noch nie einen so liebevoll hergerichteten, traumhaften Radweg auf einer alten Bahntrasse durch zauberhafteste Landschaft gesehen. 



An den ehemaligen Haltepunkten sind kleine Radtstationen eingerichtet, alte Signalanlagen am Streckenrand weisen auf die frühere Nutzung, der Untergrund ist mit Premiumasphalt versehen. 




Ich schwebte Richtung belgischer Grenze, die aber wegen der Pandemie geschlossen war. Den Grenzverlauf folgend, fuhr ich nach Süden durchs Venn, teils wieder auf die Vennbahn, der ich einige Kilometer folgte. Was für ein herrlicher Moment. Am weitesten Punkt von zu Hause Rast bei Keksen und Wasser. 

Den Rückweg kann man in zwei Worten mit dem Ausdruck »Eifel pur« bezeichnen. Ich schraubte mich Serpentinen hoch, kurbelte auf endlosen Fahrrampen, umtost von testosterongeladenden Motorradfahrern, erreichte die Höhe, um sie gleich wieder zu verlassen, runterraufrunterraufrunter. In Kall fand ich eine Eisdiele und ich entdeckte wie nahrhaft eine Kugel mit Snickersgeschmack ist. Die Topographie der Eifel wehrte sich nicht mehr, sie verflachte und die letzten 40 Kilometer meiner 200er Tour waren Genussradeln Richtung Heimat. 



Die Temperatur hatte sich von den frischen 5°C am Morgen zu zwischenzeitlichen 28°C, in meinem Schuhen vermutlich auf 45°C erhöht. Zum Nachmittagskaffee war ich wieder daheim, voller Eindrücke und Höhenmetern.

Ein Venn-Fan mehr und demnächst auch wieder mit Belgien!