Ippendorf ist der unbekannte Riese unter den Wanderorten der Region. Gleich zwei Jakobswege (der durchs Rheintal und der durch die Eifel) berühren den Ort, ebenso der mittelalterliche »Krönungsweg« von Sinzig nach Aachen sowie der »Osteifelweg«, der Bonn-Venusberg mit der Mosel verbindet. Ganz in der Nähe, aber noch durch den Wald führend, passiert uns der Europäische Fernwanderweg E8, der Irland mit Istanbul verbindet.
Nachdem wir tags zuvor das Ende des Osteifelwegs durch das Elztal durchwandert hatten, reizte es uns nun natürlich seinen vor unseren Toren liegenden Beginn ebenfalls zu erwandern.
Der Weg führte uns von Ippendorf bis nach Bad Neuenahr. Er bescherte uns grandiose 360° Rundumblicke auf Rheintal, Ahrgebirge, Voreifel, die Kölner Bucht, das Bergische Land bis hin zum Siegerland. Dies alles bei einem für den späten Oktober sommerlichen Himmel und Temperaturen bis 20 °C.
Wir starteten auf bekannten Terrain auf unseren Wegen und erreichten den Waldsaum bei Villiprott. An der Burg Gudenau wanderten wir entgegen des Routenvorschlags auf alten Wegen, um auch dieses schöne Wasserschlösschen mitzunehmen, stießen aber nur auf eine alte, liebevoll gepflegte Kapelle, die sich mit einem aus Birkenholz gezimmerten Altar tief im Wald versteckte, ehe der Pfad in Morast und Gestrüpp endete.
Zurückgekehrt auf den empfohlenen Weg trafen wir unterhalb von Villip auf ein Autowrack. Bei näherem Hinsehen fanden wir im Innern einen noch unter Schock stehenden, äußerlich unverletzten, jungen Fahrer, der kurz zuvor ins Brückengeländer gerast war. Es hatte der Wucht des Aufpralls gottlob standgehalten, sein Fahrzeug jedoch nicht.
Wir gaben ihm zu essen und nachdem er seine Angehörigen verständigt hatte, riefen wir die Polizei und konnten nach Eintreffen der Mutter den Weg beruhigt fortsetzen.
Oberhalb von Holzem erreichten wir eine große Hochebene, die uns erstmals Ausblicke in drei Richtungen bot: Rheintal, Ahrtal, Vulkaneifel. Zwischen den geernteten Obstfeldern und den winterbestellten Äckern tauchten wir in ein kleines Wäldchen, liefen dabei über einen trockenen Laubteppich unter einem immer noch üppigen Blätterdach.
Munter ging es über die akkurat bestellten Agrarflächen bis oberhalb von Birresdorf, wo wir exakt an halber Strecke unseres Trails im grünen Gras rasteten.
Der nun folgende Teil gehört zum Schönsten, was die Region zu bieten hat. Den bereits erwähnten Rundumblick, angenehme Pfade, gekrönt von einem strahlenden Himmel, der die Landschaft in schon mildes Herbstlicht tauchte, umspielt von lauen Lüften.
In einer Schutzhütte auf der Scheidter Höhe genossen wir beschattet den Blick auf die vor uns liegende Landskrone und das Ahrtal. Wieder Ultra HD-TV in Cinemascope. Leicht abschüssig gelangten wir durch Wiesen an einem alten Hof bis an die satten Weiden knapp unterhalb der Landskrone. Ringelblumen leuchteten mit den braunen Kühen im Nachmittagslicht (Unser Titelbild), am Landskroner Hof wurden fette Eier zu Selbstbedienung angeboten, ein Traum von Glück! Es blieb ein letzter, etwas steilerer, Anstieg zur markanten Erhebung, bis zur Rast an der Marienkapelle, die von der Autobahnahrtalbrücke immer gut zu entdecken ist. Wir blickten auf Bad Neuenahr und das ferne Ahrweiler. Nach schnellem Abstieg und einigen letzten Kilometer unmittelbar an der Ahr, erreichten wir bei spätsommerliche Atmosphäre die Ahrtalbahn, die uns über Remagen und das Rheintal wieder nach Hause brachte. Wie schön, das liebliche Ahrtal nur einen strammen Fußmarsch hinter dem Kottenforst zu wissen.
Auf die Fortsetzung des früheren »Hauptwanderweg 1« des Eifelvereins Richtung Maria Laach sind wir nun sehr gespannt.