Samstag, 21. Oktober 2017

Eifelcamino oder auch »Herr-der-Ringe-Landschaftslauf« Von Monreal zur Pyrmonter Mühle 24,4 km


Tolkiens Trilogie »Der Herr der Ringe« gehört zum Kanon meiner 100 wichtigsten Werke. Es ist der einzige Fantasy-Roman, den ich je las. Unter dem Eindruck der Lektüre unternahm ich damals mit einem Bundeswehrkameraden eine zweitägige Wanderung durch das Elztal. Das war 1983. Nun ging ich mit meiner Liebsten diesen Weg wieder, diesmal mit höheren Weihen, nämlich als Teil des Jakobswegs, der uns in zwei Tagen von Monreal nach Moselkern führen sollte.

Der malerisch gelegene Startort Monreal erfüllt schon alle Voraussetzungen für eine fantastische Unternehmung, mit zwei Burgen bewehrt und von der malerischen Elz durchflossen schmiegen sich die Fachwerkhäuser und eine trutzige Kirche ins Tal. Dort kurze Einkehr zum Gebet und einen Stempel für das Credencial. Erreicht hatten wir den Ort über eine immer noch verkehrende kleine Eifelbahn von Andernach aus.

Der Weg führte zunächst malerisch den Windungen folgend entlang von Weiden, auf denen sich noch immer das Vieh genüsslich labte. Beim verschlafenen Weiler Müsch  rasteten wir und entdeckten, dass der Weg auch Teil der großen Eifelvereins-Magistrale von Bonn Venusberg nach Moselkern ist, dem sogenannten Osteifelweg.
Nicht selten waren die Wege von Wildschweinrotten bis zur Unkenntlichkeit zerwühlt und die Frische der Spuren verhieß nichts Gutes.

Doch wohlgemut setzen wir unseren Weg fort und tauchen immer tiefer in Elztal ein. Mal  verlief der Weg unmittelbar in Ufernähe, mal erhob er sich weit oberhalb des Flüsschens, mal querten wir es über kleine angelegte Brückchen.

Wie ein Objekt aus einer fremden Welt tauchte dann die Elztal-Autobahnbrücke auf. Ein 97 m hoher monolithischer Betonpfeiler stand wie ein Bergkristall inmitten des Flusslaufs (unser Titelbild). Wir waren schon reichlich erschöpft und auch noch lange nicht am Ziel, als ein Hinweisschild uns zur Ölmühle Kollig,  etwas abseits vom Weg, leitete.

Neben dem Haupthaus gab es das Gebäude der alten Ölmühle, in der vier Jäger nach erfolgreicher Jagd beim Bitburger zusammensaßen. Zwei erlegte Wildschweine lagen etwas abseits, dem Pilsener hatte man schon reichlich zugesprochen und – um im Bild zu bleiben – schon zwei Kästen erlegt. Als Eigentümer gab sich ein niederländisches Paar aus, das die Mühle vor knapp einem Jahr erworben hatte und zu einer einfachen Ferienunterkunft mit unterschiedlichen Übernachtungsmöglichkeiten ausbauen wollte.  Für Wanderer hielt man ein kleines Erfrischungsangebot vor. So setzen wir uns unter den selig lärmenden Jägern, deren bauchige Pilsflaschen unaufhörlich aneinanderschlugen, etwas abseits an einem Schuppen nieder, genossen heißen Tee und Kaffee und plauderten ein wenig mit dem ambitionierten Mühlen-Paar. So gestärkt begaben wir uns auf die letzten 7 km, die noch einmal zu einem kleinen Klettersteig wurden. Von der offiziellen Route abweichend kürzten wir ab und entdeckten am Fuße der dunkel mächtigen Burg Pyrmont die Pyrmonter Mühle, trutziges Fachwerk an einem Elzbach-Wasserfall gelegen und betraten die gemütliche, von einem Kamin erwärmten, Wirtshausstube.