Liebe Redaktion von 11 Freunde,
ich weiß, Eure Spielberichte kommen normalerweise aus dem Stadion, aber die Wunder passieren meist, da, wo sonst keiner ist, müssen dann in einem aufwändigen Verfahren bezeugt werden, geraten aber in der Regel in Vergessenheit. Das soll hier einmal anders sein.
Anbei mein Bericht. Wenn Interesse besteht, bekommt ihr auch noch ein Bild der Geißböckin. Freue mich, von Euch zu hören,
Euer Abonnent M. aus Köln
Als der 1. FC Köln in diesen Karnevalstagen nach Jahren bei den Bayern gewann, brachen in der Frohsinnsmetropole endlich wieder vorzeitig alle Dämme. Karneval und ein epochaler FC-Sieg auf einen Tag, das kann nur Eines sein: "FC-Wunder", titelte die Kölner Boulevardgazette Express auch gleich. Und das, bevor sich die schwerfällige vaticanische Bürokratie für einen Wunderanerkennungsprozess überhaupt ächzend in Bewegung setzen konnte.
Das wahre Wunder jedoch ereignete sich inmitten in einer eckkneipigen Karnevalsliederhölle. In den brachialen Kaiserschlagerhit "Joana" erhob sich urplötzlich der FC-Fangesang "Mer stonn zo Dir", als ein heimkehrender Schlachtenbummler mit der Eintrittskarte wedelnd den Schankraum betrat. Eine als Geißbock verkleidete Jeckin wurde reliquiengleich die umgehend in Silberrahmen eingesetzte Eintrittskarte an die Brust gedrückt. Feuerzeuge flammten auf und in einem ohrenbetäubenden Vibrato schraubte sich der Fangesang brausend zur Kneipendecke. Unter einem Luftschlangenbaldachin wurde der menschgewordene Geißbock in einer Prozession auf Fanhänden durch die Kneipe getragen. Das passiert in Köln sonst nur zu Fronleichnam mit dem Allerheiligsten. Und auch der Ort stimmte, der Name der Schänke: "Krieler Dom"!
Nach weiteren Kölsch war allen Anwesenden klar, soeben war das FC-Wunder unter Absingen des FC-Credos von 111 anwesenden Karnevalisten bezeugt. Das Antragsschreiben an Benedict XVI wurde noch in der Nacht am Tresen postfertig gemacht. Seitdem warten wir auf das Schreiben aus Rom.