Donnerstag, 14. August 2025

Einer geht noch – Northcape 3000 Von Lakselv nach Honnigsvåg



Der vorletzte Tag soll mich bis kurz vor das Ziel bringen, nach Honningsvåg. Ich schaue aus dem Fenster, es regnet. Ich packe alles zusammen. Frühstück gibt es auf dem Campingplatz nicht, und ich fahre die erste Tankstelle an, um mich auf den Tag einzustimmen. Dann geht es los. Der Weg führt direkt an einem Fjord vorbei. Mal steigt er an, mal senkt er sich wieder ab. Es ist von Anfang an wunderschön. Giuseppe aus Mailand überholt mich. Ihn habe ich schon fast zu Beginn meiner Zeit getroffen. Wir sprechen ein wenig in Italienisch über unsere Zeit hier. Meine Gangschaltung rasselt. Verschiedentlich bringe ich die Kette wieder manuell auf das untere Schaltröllchen. Bei Kilometer 30 verfängt sie sich. Die Aufhängung der beiden Schaltröllchen bricht ab, und die Gangschaltung verbiegt komplett. Die Kette landet zwischen Ritzel und Speichen. 



Während ich mich darüber ärgere, kommt mir sogleich in den Sinn, dass man bei einem solchen Defekt das Fahrrad auf Eingang zurückbaut. Ich löse die Kette, entferne Schaltröllchen und Schaltwerk und füge die Kette am Kettenschloss wieder zusammen. Sie sitzt gut, ich bin aber mit der Gang­auswahl nicht zufrieden, doch sie springt nicht. Bei größerer Hitze lässt sich die Kette nun kaum mehr bewegen, so unter Spannung steht sie. Also Kette wieder aufmachen, ein weiteres Kettenschloss hinzufügen – das dauert. Nach 1 Stunde 30 steht die Lösung. In dem Moment kommt Olli von hinten, und er begutachtet das Fahrrad, aber an ein gemeinsames Fahren ist nicht zu denken. 



Maximal schaffe ich in der Ebene 16,5 km/h. Am Anfang überwiegt die Freude, denn nach und nach addieren sich zu den 30 gefahrenen Kilometern weitere. 

Ein Gang muss nun reichen.

Irgendwann stehe ich bei 70 km, also knapp der Hälfte. Ich füge mich meinem Schicksal und sehe es nun als Entschleunigung nach all dem inneren Druck, bis hierhin nach oben zu kommen. Die Strecke am Ufer ist wunderschön, immer wieder neue Perspektiven, Kurven – eine Wonne, das alles zu sehen, dazu mäßiger Verkehr.



 Jede Steigung wird begrüßt, denn hier stimmt die Gang­auswahl. Der Tunnel, der zur Nordkap­insel führt, ist jedoch fürchterlich: zunächst mit 7 % Gefälle, in der Talsohle kurz flach, dann 7 % Steigung hoch, bei einer Gesamtlänge von 6 km endlos. Endlich Tageslicht, das Donnerrollen der Autos und der Ventilatoren verflogen. Ich gleite auf die Insel zu, die sich sehr einladend zeigt. Ich spüre großen Dank, auch bis hierhin gekommen zu sein. Noch einmal geht es durch einen Tunnel, der auf dem Tacho mit seinen Steigungen abschreckender aussieht, als er tatsächlich ist. Ich komme nach Honningsvåg. Ich finde das Hotel, ich bin erleichtert. Nur 30 km morgen fahren, dann bin ich am Ziel. Heute erschöpft.