Dienstag, 5. August 2025

Elegische Energie. Northcape 3000 –Von Bollnäs nach Sundsvall



An manchen Tagen fließt Energie von Anfang an. In Bollnäs frühstücke ich bestens und bereite mir für unterwegs noch ein Royal TK Tomate und Kottbüllar vor. Die Etappe ist kürzer, ich starte gegen acht. Der erste Regenschauer geht zu meiner üblichen Startzeit gegen halb acht runter. Die Luft ist feucht. Die Route führt aus dem Ort hinaus entlang des gewaltigen Flusses Ljusnan. 



Die Veranstalter haben offenbar die Erlaubnis bekommen, den Damm eines Kraftwerks zu überqueren, und gewaltige Wassermassen drängen durch die Turbinen. Nun geht es links und rechts entlang des Stroms weiter. Die Sonne kommt. Schwedenhäuser wie hingewürfelt am breiten Ufer, Stege, Kähne, Idylle pur. Das Asphaltband zieht sich wellig ewig weiter. Je mehr wir uns von der Stadt entfernen, umso unbewohnter die Gegend.




Erste Rast in Delsbo. Eine Tankstelle, bestens ausgestattet. Zwei Joghurts sofort. Andere in die Tasche. Weiter. Ich komme an einem Dorfkino vorbei. 



Disney stellt sich nicht vor, dass ihre Hochglanzproduktionen nicht in Palästen laufen. Hier ja: Superman. Elegisch geht es weiter. Mal an kleinen Seen, mal durch tiefe Wälder. Weit und breit keine Menschenseele. Ab und zu ein Auto und zumeist ein mich überholender Nordkap-Radler. Ein Hin und Her bis zum Supermarkt in Hassela. Wieder der übliche Nachschub mit Trinkjoghurt, und die beiden Royal TK – das sollte für den Endspurt reichen.




Doch der führt über gewaltige Berge, die das Land von der Ostsee trennen. Lange geht es bergauf. Dann will ich auf der Höhe weiter. Eine gigantische Abfahrt hier, ehe sich noch ein letzter Höhenzug vor Sundsvall auftut. Man spürt bereits das Meer. Das Wetter ändert sich, und unten liegt eine herrlich an der Bottensee und am Selångersån gelegene Stadt mit klassizistischen, eindrucksvollen Gebäuden und Straßenzügen.




Sundsvall ist aus Stein gebaut, weil nach zwei verheerenden Bränden im 18. und 19. Jahrhundert ein vollständiger Wiederaufbau in Holz zu riskant erschien.


Der großzügige Stadtgrundriss, die Prachtfassaden und die Pariser Stadtplanungsvorbilder verleihen Sundsvall den Beinamen „Paris des Nordens“. Vollkommen zu Recht. 

Wenn es morgen gut weitergeht, dann werde ich über die Hälfte der Strecke bewältigt haben. Viele Mittadler sind mir inzwischen vertraut. Mein früherer Stop heute hat mich im Feld zurückgeworfen, aber elegische Energie wird vor allem in der Einsamkeit der zweiten Hälfte noch benötigt. Die habe ich heute getankt. Schöner Tag!



Erkenntnis des Tages: Schweden ist wirklich ein langes Land.